Kajak Faltboot - Skin-on-Frame

Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Autors Jens Rethwisch

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Einleitung

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Das Ergebnis
Am Wasser - Insel Fehmarnzoom
Am Wasser - Insel Fehmarn
 

Entwerfer und Hersteller

Der Entwickler und Erbauer des hier gezeigten wirklich feinen Faltboots Boots ist Jens Rethwisch.
Mit dem von ihm beschriebenen Vorgehen können auch Sie ein solches Kajak selber bauen!

Motivation

Ein Boot wollte ich eigentlich schon immer gerne besitzen, ganz einfach weil mir das Paddeln Spass macht. Allerdings hatte ich nie den Platz um ein Boot lagern zu können, zum anderen war ich mir lange Zeit auch nicht klar darüber, welcher Bootstyp für mich wohl am besten geeignet sei. Im Laufe der Zeit stand jedoch fest, dass mein Boot einerseits leicht zu transportieren sein sollte, zum anderen wollte ich eher auf breiten, gemächlich dahin fliessenden Flüssen fahren, auf Seen und dem offenen Meer, nicht so sehr auf engen Wildwasserflüssen. Die Möglichkeit, das Boot jederzeit und an jedem Ort auch mit primitiven Mitteln reparieren zu können sowie ein geringes Packmass liessen nur eine Wahl zu: Es sollte ein Faltboot sein. Durch die eher breite Bauart liegen diese Boote zudem auch bei rauer Witterung stabil im Wasser, sie sind bequem und man kann viele Stunden sitzend in ihnen verbringen.

Eigenbau

Faltboote sind recht teuer. Ich habe öfter Annoncen nach gebrauchten Faltbooten durchstöbert, aber entweder lagerten die Boote am anderen Ende Deutschlands oder sie waren Reparatur bedürftig oder es handelte sich um Zweisitzer - und es sollte schon ein Einsitzer sein. Wenn ich dann doch mal ein ansprechendes Angebot entdeckte, dann störte mich meistens der Preis. Die Welt ist mir viel zu gross, zu interessant und vielseitig, um meine Freizeit nur noch paddelnd zu verbringen - und es widerstrebt mir, für ein Sportgerät, das gegebenenfalls 10 Tage im Jahr effektiv genutzt wird, mehr als 500 Euro auszugeben. Irgendwann entdeckte ich im Internet Beschreibungen und Fotostrecken von selbst gebauten Faltbooten. Anfänglich war ich etwas skeptisch, als ich dann aber Detailbilder sah, auf denen äusserst einfach gestaltete Baudetails zu erkennen waren, reifte der Plan heran, selbst ein eigenes Boot zu bauen.

Grundüberlegungen

Für den Bau des Bootes benötigt man eine Werft. Das kann eine Garage sein, ein Schuppen, eine Scheune. Ich habe meinen Flur als Werft zweckentfremdet. Dazu habe ich den Teppich herausgerissen und Laminat verlegt, um das Sauber machen einfacher zu machen - man kann einfach ausfegen.... Mein Flur hat eine Länge von 4,20 Meter - dementsprechend kurz musste das Boot also werden. Die Länge beträgt nun 4 Meter.

Es ist das erste Boot, das ich gebaut habe. Ich bin von Anfang an davon ausgegangen, dass es kein Meisterstück werden würde. Mir war klar, dass ich Fehler machen würde. Ausserdem bin ich, was grössere Projekte angeht, kein besonders geduldiger Mensch. Ich wollte schnell zu einem Ergebnis gelangen. Eine weitere Überlegung war nun, dass das zu bauende Boot auf keinen Fall teurer werden sollte als ein gebrauchte fertiges Faltboot. Damit wäre die ganze Aktion mehr oder weniger überflüssig und witzlos. Also habe ich mir für den Bau des Gerüstes ein finanzielles Limit für Material und Werkzeug von 100 Euro gesetzt. Unter diesen Umständen kam als Baumaterial nur Holz in Frage. Aluminium ist in vielerlei Hinsicht eleganter, aber es ist teuer. Auch Holz kann teuer sein, vor allem wenn man - wie bei käuflichen Booten üblich - auf Esche zurückgreift. Mein Boot besteht aus Kiefer und Birkensperrholz.

Im Fachhandel sind verschiedene Bootsbeschläge für den Faltbootbau erhältlich und viele Selbstbauboote sind mit den Messing- und Aluminiumbeschlägen alter, ausgeschlachteter Boote ausgestattet. Neu sind diese Teile jedoch kaum zu bezahlen. Nach langem Suchen habe ich jedoch einen einfachen Winkel im Baumarktregal entdeckt, mit dem ich dann so ziemlich alle Verbindungen am Boot konstruiert habe. Das macht das Boot nicht nur preiswert, man kann auch alle möglichen Beschädigungen mit dem immer gleichen Ersatzteil reparieren.

Teilung

Ein Faltboot lässt sich zum Transport auseinander nehmen. Der bekannte Einsitzer E 65 der Firma Pouch aus Sachsen-Anhalt hat geteilt eine Länge von 1,70 cm - in meinen Augen ein völlig inakzeptables Mass. Meiner Meinung nach sollten Bootsteile nicht länger als 1 Meter sein, damit sie bequem in jeden Kofferraum und in jedes Zugabteil passen. Allerdings ist es nicht möglich, ein vier Meter langes Boot in 4 Teile zu je einem Meter zu teilen, da ja ein Verbindungsstück zum nächsten Bootsteil hinüber fasst. Daher wird mein Boot in 5 Segmente geteilt, die aus technischen Gründen unterschiedliche Längen aufweisen, doch dazu später mehr.

Erfahrungen und Anpassungen

Fahrverhalten

Mittlerweile habe ich das Boot fertiggestellt und nach einigen Fluß- und Seenfahrten sowie einer insgesamt 19-tägigen Reise durch die schwedischen Schären ist es notwendig, einige Änderungen am Gerüst vorzunehmen. Generell ist mein Boot etwas langsam, was besonders durch die Breite von 70 cm hervorgerufen wird. Es hat eine hervorragende Anfangsstabilität, und auch die Endstabilität ist sowohl in hohen langen Wellen als auch in kurzen Wellen gut. Der Geradeaus-Lauf läßt etwas zu wünschen übrig - während des Paddelns hält das Boot zwar gut die Spur, aber ohne Ruderanlage driftet es nach links oder rechts ab.

Aus diesem Grunde ist es besser, den Kiel gerade und ohne Kielsprung zu bauen. Das ist eigentlich nur von Vorteil: Sowohl der Gerüstbau als später auch das Anpassen der Bootshaut wird dadurch einfacher. In aufgewühlter See mit Wellen von achtern, insbesondere wenn diese schräg an das Boot heran laufen, neigt das Boot dazu, auf dem Wellenkamm etwas zu drehen und sich dann quer in die Wellentäler zu legen - das ist natürlich fatal! Durch den Einsatz einer Ruderanlage läßt sich dieser Mißstand aber sehr gut beseitigen. Zudem wird damit der Geradeauslauf verbessert. Den Einsatz einer Ruderanlage sehe ich nicht als Nachteil - er war von vornherein vorgesehen. Das Gewicht wird durch eine Ruderanlage nicht wesentlich erhöht: Mein selbstgebautes Umklappsteuer wiegt 640 Gramm, hinzu kommen die Steuerseile sowie die Steuerpedale - alles im allem also etwa ein Kilogramm.

Abnutzung und Sentenquerschnitt

Senten - Rechteckiger Querschnitt
Senten - Rechteckiger Querschnitt
Senten - Runder Querschnitt
Senten - Runder Querschnitt
 

Für die Senten meines Bootes habe ich Leisten mit quadratischem Querschnitt verwendet. Des weiteren stehen die Verbinderteile aus Aluminium über, so das es an den Senten später hervorstehende Ecken und Kanten gibt. Ich habe für die Bootshaut LKW-Plane aus PVC verwendet. Leider ist diese Plane nicht so robust wie das PVC-Material käuflicher Boote oder das für solche Boote ebenfalls oft verbaute Hypalon. Die Kanten der quadratischen Leisten ließen leider beim Rutschen über Steine im Wasser Scherkräfte auftreten, die teilweise die Boothaut aufschlitzten. Daher werde ich meine Senten durch Rundholzleisten ersetzen.

Die etwas vorspringenden Aluleisten, mit denen ich die Senten zusammengesteckt habe, sind ebenfalls eine Quelle für Löcher in der Bootshaut. Wenn man bei Grundkontakt mit der Bootshaut über Steine rutscht, so ist das nicht weiter schlimm. Dies hinterläßt evtl. zwar leichte Kratzer im PVC, jedoch bleibt die Haut dicht. Stößt jedoch während dieses Rutschens ein Stein gegen die kleine Kante einer Aluminiumleiste, so gibt es fast zwangsläufig ein Loch. Man kann es vielleicht damit vergleichen, wenn man rittlings ein Treppengeländer hinunterrutscht und der Kopf eines Nagels einen Millimeter aus dem Holz heraus schaut. Dann ist der Spaß schnell vorbei...

Wie dem auch sei:
Wir von Oeko-Travel haben die Bauanleitung von Jens so angepasst, dass sie soweit möglich dem aktuellen Zustand des Boots nach dem Umbau durch ihnentspricht. Fotos und Zeichnungen können daher Abweichungen zum Text haben!

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